Tour 1: Schönfließ - Summt - Schmachtenhagen - Oranienburg
August 2011 | |
Dauer: | ca. 3,5 h |
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Gemüse: | Saisongemüse |
Anfahrt: | S-Bahn S8 bis Schönfließ (ab S-Bhf Friedrichstraße ca. 30 min) |
Rückfahrt: | S-Bhf Oranienburg S1 (bis S-Bhf Friedrichstraße ca. 44 min) |
Von Schönfließ ging es nach Summt, zum Summter Hofladen und um den Summter See herum. Dann über Borgsdorf und am Lehnitzer See vorbei nach Schmachtenhagen auf einen Abstecher zum Oberhaveler Bauernmarkt. Von dort fuhren wir zurück zum Oranienburger Schloss.
Die S-Bahnstation Schönfließ liegt in den Feldern. Kommt man von dort zur Summter Straße, kann man einen kleinen Abstecher nach links in den Ort Schönfließ machen, in dem eine hübsche Dorfkirche auf Besucher wartet, oder man wendet sich nach rechts, um über die Bahngleise direkt weiter nach Bergfelde zu fahren. Auf jeden Fall lohnt sich ein kurzer Halt an den Pferdekoppeln und ein Blick auf die wohlfrisierten Przewalskipferde und Vollblüter. Auf unserer Tour drohte der Himmel hinter den Pferdekoppeln im Westen mit einer tiefen, blauschwarzen Farbe. Hinter den Gleisen, den Bahnübergang bewachend, steht ein Original-DDR-Bahnübergangstürmchen.

Nach kurzer Zeit kommt man in den östlichsten Zipfel von Bergfelde, und ganz schnell ist man dort hindurch und betritt den Wald. Vor einem liegt die Sandstraße aus gutem märkischen Sand, rechts und links gerahmt von einer Birkenallee. Als erstes fällt einem die Stille auf, doch wenn man die Sandstraße weiter fährt, bemerkt man ein Summen, das, je weiter man kommt, umso mehr anschwillt. Autos, viele Autos. Spätestens wenn die Sandstraße zur Asphaltstraße geworden ist, wird das einsame Transparent links des Wegs, das sich über Pläne einer Autobahnraststätte in der Nähe von Wohngebieten beschwert, recht plausibel. Der Berliner Ring, die A 10, ist mächtig laut.

Hinter der Autobahnbrücke geht es wieder in den Wald, zu einer T-Kreuzung, die rechts nach Summt führt, unsere erste Zwischenetappe. Hinter der Kreuzung fährt man auf einem Weg, über den sicher schon die Postkutschen im frühen 19. Jahrhundert gefahren sind. Summt gibt es seit 1375, und es liegt an der Deutschen Tonstrasse. Direkt am Ortseingang gibt es einen Gemüsestand, der die ganze Woche geöffnet ist und ein vielfältiges Angebot hat. Pilze aus Polen, Pfirsiche aus Spanien und Werder-Tomaten. Die Preise liegen unterhalb üblicher Supermarktpreise. Nur wenige Meter weiter ist der Summter Hofladen, der am Freitag bis Sonntag bis 18 Uhr geöffnet ist.

Ist man in Summt, lohnt sich auf jeden Fall eine Runde um den Summter See. Zwischen den Bäumen und an Schilffeldern vorbei kann man auf den hübschen See hinausschauen. Bei einem Regenschauer kann man am Nordufer in einem Häuschen Unterschlupf finden. Wir wurden von einem Gewitterschauer erwischt und sind im "Seegarten" eingekehrt. Der "Seegarten" ist ein pittoresker Imbiss mit viel krummem Holz und vielen überdachten Sitzen, in dem man Pommes, Bratwurst, Käseknacker und Bratkartoffeln bekommen kann. Warum die junge Frau am Grill ein Landser-T-Shirt anhatte, ist uns nicht bekannt (wir haben auch nicht gefragt, draußen goss es in Strömen).

Schließlich verließen wir Summt, kamen dabei an einer Feldküche und einem weiteren Gemüsestand sowie dem "Summter Storch" vorbei, und machten uns erneut auf die alte preußische Landstraße nach Briese, wieder an der T-Kreuzung vorbei, dieses Mal geradeaus. Wir passierten eine schöne Stelle rechts im Wald für Blaubeeren, dann machte die Straße einen leichten Schwenk nach rechts und ging tiefer in den Wald hinein. In Briese trafen wir auf einen alten Bekannten, den Radweg Berlin-Kopenhagen nämlich (und nicht nur den, auch den Ruppiner Radweg, die Königin-Luise-Route sowie den Havel Radweg). Vorbei am schönen Briesekrug im Grünen, über die Briesetalbrücke ging es frisch nach Borgsdorf.

Dort konnten wir einen Blick auf die großzügige Anlage des Landgasthauses "Weißer Hirsch" werfen, der jedoch auch nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet ist (sehr günstig direkt an der S-Bahn Borgsdorf gelegen). Hinter Borgsdorf ging es rechts nach Lehnitz am Lehnitzsee. An der S-Bahn Lehnitz vorbei durch machten wir in Sichtweite der Brücke über die Havel eine scharfe Rechtskurve zur Friedrich-Wolf-Straße und fuhren dann am östlichen Ufer des Lehnitzsees entlang. Gegenüber, am westlichen Ufer geht der Radweg Berlin-Kopenhagen entlang, an den ich so schöne Erinnerungen habe. Am nördlichen Ende des Lehnitzsees kommt man durch ein kurzes Stück Waldweg zur recht befahrenen Schmachtenhagener Chaussee (es gibt einen Radweg), die durch einen hellen Buchenwald führt.

Wir sind links abgebogen und auf einem Schotterweg mitten durch den Wald gefahren. Die Luftfeuchtigkeit hatte Rekordwerte angenommen, in der Ferne war das nächste Gewitter zu hören und die Mücken umgaben uns in Wolken. Am Ende des Schotterwegs bogen wir rechts ab und kamen über eine Asphaltstraße von Norden nach Schmachtenhagen hinein. Im Norden liegt auch der Oberhavel Bauernmarkt, das Ziel unserer Reise. Doch auch dieses Mal war tatsächlich eher der Weg das Ziel, denn der Oberhavel Bauernmarkt war ein leerer Ersatz echter Erfahrung. Auf dem großen jahrmarktartigen Gelände gibt es am Wochenende eine "Ballermann"-Veranstaltung, doch als wir dienstags um kurz vor vier ankamen, war alles leer und wurde gerade geschlossen.

In der "Tenne" sah man Phantome bierseliger Landverbundenheit, man kann dort auf Strohballen sitzen. Eine überlebensgroße Kuh mit Elektroanschluss und Fächern in den Flanken steht mit leuchtend rosa Euter und gesenktem Kopf gegenüber einer Statue eines aufrechtstehenden Schweins in Kochmontur mit blauem Halstuch, die einen zum Essen von Schweinefleisch animieren soll. Es gibt eine Tanzfläche, die nach den tapsigen, ältlichen Amigos aussieht mit ihrem Hit "Mein Himmel auf Erden". Die Wände sind bemalt mit Landszenen und mit einem Bild eines preußischen Lützower Jägers in der Attacke. An jeder Wand und jedem Pfeiler sieht man Schilder "Bitte nicht rauchen", die vor meinen Augen Feuersbrünste heraufbeschwören, und über allem hängt die Erntekrone. Eine leere und ungehobelte Utopie des ländlichen Paradieses, die den geneigten Betrachter lustvoll verzweifeln lässt.

Auch Schmachtenhagen hat eine schmucke kleine Dorfkirche, das hübsche Gasthaus Niegisch hat, man ahnt es bereits, nur am Wochenende geöffnet. Auf dem Rückweg nach Oranienburg kamen wir durch den schönen, friedvollen Buchenwald und fuhren am Ostufer des Lehnitzsees nach Oranienburg hinein, wo wir uns natürlich den Abstecher zum ältesten Barockschloss der Mark, das der Kurfürst Friedrich Wilhelm für seine Luise Henriette von Oranien errichtete, nicht nehmen ließen - immerhin wurden hier Kartoffel und Blumenkohl in Deutschland eingeführt. Nach fast 40 Kilometern fielen wir dann ermattet in die Sitze der S-Bahn nach Berlin.
